#Archiv: Alles was sie schon immer über Pfingsten wissen wollten…

Pfingstblüte in Dreschers Garten.

(Lesezeit 10 Minuten) … und sich nicht getraut haben zu fragen. Kaum ist der eine Feiertag vorüber, steht auch schon der nächste vor der Tür. Eben noch wurden Eier bunt gefärbt und für die Kinder im Garten versteckt, endet die Osterzeit auch schon wieder. Die Rede ist von Pfingsten. Doch warum wird Pfingsten eigentlich gefeiert? Welche Bedeutung kommt diesem Feiertag zu und warum heißt es eigentlich „Pfingsten“? Wie wird Pfingsten in anderen Ländern gefeiert?

Wir haben uns umgeschaut und die interessantesten Fakten rund um Pfingsten für euch zusammengetragen. Mit dabei sind die lustigsten und teils skurrilsten Bräuche und Traditionen rund um die Welt. Auch der eigentliche Ursprung und die Bedeutung des Festes stehen hier im Vordergrund. Ebenso wie die Pfingstsymbole, die dem einen oder anderen bekannt vorkommen werden.

Wann wird Pfingsten gefeiert?

Neben Weihnachten und Ostern gilt Pfingsten als drittes großes Fest im christlichen Kirchenjahr. Die Pfingstfeiertage lassen sich zumeist zwischen Mai und Juni eines Jahres verorten. Wenn man es ganz genau nehmen will, zwischen dem 10. Mai und 13. Juni. Auf welchen Tag genau das Fest jedes Jahr fällt, hängt von der Lage der Osterfeiertage im Kalenderjahr ab. Jedes Jahr feiern wir Pfingsten 50 Tage nach Ostern. Die Osterzeit findet damit ihren Abschluss. Dass genau 50 Tage zwischen Ostern und Pfingsten liegen, wurde aus der jüdischen Tradition übernommen und spiegelt sich gleichzeitig im Namen des Festes wider. Abgeleitet vom griechischen „pentēkostē hēméra“ bedeutet Pfingsten auch „der Fünfzigste Tag“.

Bedeutung von Pfingsten

Kinder haben schulfrei und viele Arbeitnehmer haben einen zusätzlichen Tag frei – das ist es, was viele Menschen mit Pfingsten verbinden. Doch neben der eher weltlichen Bedeutung, ist Pfingsten vor allem religiös geprägt. Im Kirchenjahr nimmt das Pfingstfest eine besondere Stellung ein, da es als Geburtsstunde der Kirche gesehen wird und gleichzeitig den Beginn der christlichen Mission der Jünger Jesu anzeigt.

Ursprünglich war Pfingsten ein jüdisches Erntedankfest, mit dem 50 Tage nach dem Pessach-Fest das Ende der Weizenernte eingeläutet wurde. Seine Bedeutung änderte sich jedoch im Laufe der Zeit, als die Christen begannen, den Tag als den Geburtstag der Kirche anzusehen. Im christlichen Glauben ist Pfingsten eng mit dem Heiligen Geist verbunden, der alle Gläubigen auf der ganzen Welt erfüllt und verbindet. So ist Pfingsten laut Apostelgeschichte der Tag, an dem die Jünger Jesu 50 Tage nach der Auferstehung Jesu Christi den Heiligen Geist empfingen. Es wird als sogenanntes „Pfingstwunder“ bezeichnet, da sie ab dem Zeitpunkt die Fähigkeit besaßen, mehrere Sprachen zu sprechen und den Auftrag erhielten, das Evangelium auf der ganzen Welt zu verbreiten. In diesem Zusammenhang wird auch oft von Pfingsten als das „Fest des Heiligen Geistes“ gesprochen.

Erstmals erwähnt wurde Pfingsten als christliches Fest bereits im Jahre 130. Wurde anfangs Pfingsten noch mit Christi Himmelfahrt zusammengefeiert, so bildete sich das Fest im 4. Jahrhundert als eigenständiges Fest heraus und wird seit dem Ende des 4. Jahrhunderts weltweit von Christen begangen.

Christliche Pfingstsymbole

Zu den christlichen Pfingstsymbolen zählen neben der Taube auch das Feuer und der Wind. Alle drei sind im christlichen Glauben verschiedene Darstellungen für den Heiligen Geist. Dieser spielt, wie wir ja bereits kennengelernt haben, eine wichtige Rolle im christlichen Glauben, da an Pfingsten das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes gefeiert wird. Doch auch die Pfingstrose ist nicht zu vernachlässigen, welche auch in heutigen Pfingsttraditionen noch Einzug findet.

1. Pfingsttaube

Das wohl bekanntestes christliche Symbol für Pfingsten ist die Taube. In vielen Kulturen symbolisiert die weiße Taube Reinheit und Frieden und steht seit Anbeginn der Zeit für Hoffnung und Neuanfang. Doch daneben hat die Pfingsttaube auch einen biblischen Ursprung, der sich im Johannesevangelium verbirgt. Diesem zufolge erschien der Heilige Geist den Menschen bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube. Seit dem 6. Jahrhundert steht die Pfingsttaube symbolisch für den Heiligen Geist. In vielen Kirchen werden das Taufbecken, die Kanzel oder das Kirchenschiff von einer hölzernen Taube geschmückt.

2. Feuer

Auch das Feuer ist ein christliches Pfingstsymbol. Einerseits symbolisiert es den Beginn der christlichen Mission und somit auch die Geburtsstunde der Kirche. Es spiegelt die Begeisterung und den Tatendrang der Jünger Jesu wider, das Evangelium mit „Feuer und Flamme“ auf der ganzen Welt zu verbreiten. Andererseits steht das Feuer für den Heiligen Geist, durch den die Jünger Jesu Erleuchtung fanden. In vielen Darstellungen zeigt sich dies durch Feuerzungen, die um die Köpfe der Jünger Jesu abgebildet sind.

3. Wind

Eine weitere bekannte Darstellung für den Heiligen Geist ist der Wind. In der Apostelgeschichte heißt es, dass sich die Jünger Jesu am Pfingsttag in Jerusalem versammelten und ein Brausen vom Himmel bemerkten, einen Wind, der ihnen um die Nasen wehte und sie in Bewegung setzte. Der Wind stellt somit die Ankunft des Heiligen Geistes dar, der die Jünger mit neuem Mut erfüllte. In der Bibel wird der Geist Gottes häufig mit Bildern wie Wind, Atem und Hauch assoziiert. In der hebräischen Bibel, der Tanach, wird der Atem Gottes oder auch Geist Gottes „Ruach“ genannt.

4. Pfingstrose

Neben der Taube, dem Wind und dem Feuer ist auch die Pfingstrose ein bedeutendes christliches Pfingstsymbol, deren christliche Bedeutung auf eine Legende zurückgeht. Der Legende nach saß eine Frau nach der Kreuzigung Jesu weinend in ihrem Rosengarten, als sie sah, dass die Rosen keine Dornen mehr hatten. Es war ein Zeichen dafür, dass das Leid in Freude verwandelt wurde. Seitdem findet die Pfingstrose in vielen Bräuchen zu Pfingsten große Beachtung.

Prozessionen, das Pfingstfeuer und der Pfingstochse sind nur einige der zahlreichen Bräuche, die in Deutschland zu Pfingsten begangen werden. Auch einige Traditionen konnten sich über Jahrhunderte hinweg in Deutschland zum Pfingstfest etablieren. Sie unterscheiden sich von Region zu Region. Welche das sind? Wir haben uns für euch umgeschaut und die spannendsten Bräuche und Traditionen zusammengetragen.

Pfingstbräuche

1. Pfingstbaumpflanzen/Maiensetzen

In vielen Gegenden Deutschlands ist das Pflanzen eines Pfingstbaums ein wichtiger Teil des Pfingstbrauchtums. Wie die Pfingstbäume gepflanzt werden, wird in den Regionen Deutschlands jedoch unterschiedlich gehandhabt. In manchen Regionen werden frisch geschlagene junge Birken oder Birkenzweige mit bunten Bändern aus Krepppapier geschmückt und an Häusern oder Eingangstüren festgebunden. Zurückgehend auf den germanischen Glauben, soll dies die Häuser im Frühling vor bösen Geistern beschützen. In anderen Regionen wird der Pfingstbaum eher als Maibaum aufgestellt, feierlich geschmückt mit Bändern, Fahnen und einem Pfingstkranz. Sie dienen als Symbol für die Fruchtbarkeit und spiegeln den Ausdruck der Freude über den wiederkehrenden Frühling wider.

Weitere damit zusammenhängende Bräuche sind das Pfingstbaumstehlen oder das Birkenstecken.

2. Pfingstochse

Dieser Brauch geht auf einen jahreszeitlichen Hintergrund zurück, wird heute aber kaum noch praktiziert. Bis in das 19. Jahrhundert war es üblich, das Vieh, das erste Mal im Jahr nach dem Winter, an Pfingsten zum Grasen auf die Weiden zu führen. Die Bauern schmückten dafür ihre kräftigsten Ochsen mit Blumen, Stroh und Bändern, die sogenannten Pfingstochsen. Diese führten die Herde bei der Prozession durch den Ort an.

3. Pfingstfeuer

Mit diesem Brauch wurde bis ins 20.Jahrhundert vor allem der Abschied von der Winterzeit gefeiert und der Frühling eingeläutet. Ähnlich wie das Osterfeuer wird auch das Pfingstfeuer an einem Samstag, dem Pfingstsamstag, entfacht und ist mit einem langen Gottesdienst mit Liedern, Lesungen und Erzählungen verbunden. Den feierlichen Abschluss bildet meistens eine Nachtwache, die sogenannte Pfingstvigil, die Gebetsnacht zum Pfingstsonntag. Dieser Brauch ist kirchlichen Ursprungs, das Pfingstfeuer steht symbolisch für den Heiligen Geist. Er wird hauptsächlich im Süden Deutschlands begangen.

Traditionen in Deutschland

1. Kötztinger Pfingstritt

Der Pfingstritt im bayrischen Bad Kötzting ist eine der ältesten Brauchtumsveranstaltungen in Bayern, er ist bereits über 600 Jahre alt. Die Wallfahrt, an der traditionell nur Männer teilnehmen, gilt als eine der größten berittenen Bittprozessionen Europas und findet alljährlich am Pfingstmontag statt. Es ist ein Fest zu Ehren eines Pfarrers, der sich vor über 600 Jahren aus Bad Kötzting auf dem Weg machte, um einem im Sterben liegenden Mann in der Nähe von Steinbühl die letzte Ölung zu spenden. Seitdem symbolisiert der Pfingstritt den Weg des Pfarrers.

Mehr dazu: https://www.bayern.by/erlebnisse/stadt-land-kultur/bayerisches-brauchtum/bad-koetztinger-pfingstritt/

2. Dreckschweinfest

Jedes Jahr, vom Pfingstsamstag bis zum folgenden Dienstag, findet in der kleinen Gemeinde Hergisdorf in Sachsen-Anhalt ein einzigartiges Volksfest, das Dreckschweinfest, statt. Die Vertreibung der „Dreckschweine“ am Pfingstmontag bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten und steht für den symbolischen Sieg des Sommers über den Winter.

Mehr dazu: https://www.dreckschweinfest.de/brauchtum

3. Viehaustrieb im Harz

Jährlich am Pfingstsonntag treiben die Hirten ihre geschmückten Rinder bei diesem festlichen Umzug zu ihren Bergwiesen im Oberharz. Diese heutige Tradition lässt sich auf eine mittelalterliche Tradition zurückführen, nach der Harzer Bergleute ihre Rinder im Sommer in die Wälder getrieben haben. Mit diesem traditionellen Viehaustrieb wird symbolisch der Beginn der Weidesaison eingeläutet. Traditionell handelt es sich bei den Rindern um das Rote Harzer Höhenvieh, eine vom Aussterben bedrohte Rinderart, die nur noch von wenigen Bauern gehalten werden. Die feierlich geschmückte Kuhherde wird auch als „Damenkapelle“ bezeichnet.

Mehr dazu: https://www.oberharz.de/sommer/veranstaltungen-im-harz/viehaustrieb-wildemann

4. Meistertrunk

Jedes Jahr an Pfingsten lebt in Rothenburg ob der Tauber die Zeit des Dreißigjährigen Krieges wieder auf. Mittelalterlich gekleidete Frauen, Männer und Kinder ziehen durch die Straßen, der Marktplatz wird zum Heerlager umfunktioniert, alles erinnert daran, wie die Stadt 1631 durch eine unglaubliche Tat des damaligen Bürgermeisters Georg Nusch vor der Belagerung gerettet wurde. Vom großen Heereszug am Pfingstsonntag, über das bunte Treiben im historischen Feldlager bis hin zum Höhepunkt, der Aufführung des Bühnenstücks „Der Meistertrunk“, wird den Besuchern und Einheimischen einiges geboten.
Mehr dazu: https://www.meistertrunk.de/de/hist-festspiel/ und https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/meistertrunk

5. Kuchen- und Brunnenfest

Bei dem historischen Fest der Haller Salzsieder in Schwäbisch Hall werden die Besucher in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Die Tradition dieses Festes lässt sich auf das 14. Jahrhundert zurückführen, als der Handel mit dem „weißen Gold“ (Salz) Schwäbisch Hall zu einer wohlhabenden Stadt machte. Die Salzsieder, die für die Pflege der Salzquellen zuständig waren, wurden für die schwere Arbeit des Salzsiedens mit einem großen Fest belohnt. Daraus entwickelte sich das heutige Kuchen- und Brunnenfest, welches den Besuchern neben Musik, auch viel vom mittelalterlichen Brauchtum näherbringt. Es wird noch heute mit einem festen Ablauf, vorgeschriebener Kleidung und Tanzhaltung gefeiert.
Mehr dazu unter: https://www.hohenlohe-schwaebischhall.de/kultur/kuchen-und-brunnenfest/ und https://siedershof.de/index.php

Pfingsten in anderen Ländern

Nicht in allen Ländern wird Pfingsten gleich gefeiert. Im Gegensatz zu anderen Festen, wie Ostern, haben sich in Deutschland vergleichsweise wenig bedeutende Bräuche entwickelt. Doch wie sieht es eigentlich in unseren Nachbarländern aus?

Niederlande

In den Niederlanden wird Pfingsten als kirchlicher Feiertag begangen. Jedoch lässt sich am Pfingstsamstag rund um Amsterdam ein traditionsreiches Schauspiel beobachten, dass mehr an Halloween als an ein christliches Fest erinnert: das Luilak, zu Deutsch „Faulpelz“. Anlässlich dieses Festes ziehen Jugendliche am Pfingstsamstag durch die Straßen der Stadt und spielen allerlei Streiche.

Polen

In Polen steht im Gegensatz zu den anderen Ländern die Fruchtbarkeit im Mittelpunkt des Pfingstfestes. So werden als Symbol für die Fruchtbarkeit und die Kraft der Natur etliche Häuser mit grünen Zweigen geschmückt. Wer das Glück hat am Pfingstmontag mit Wasserpistolen oder mit ganzen Eimern voller kaltem Wasser nass gespritzt zu werden, auf den warten Gesundheit und Schönheit. Dieser zweite Brauch erfreut sich gerade bei der Jugend großer Beliebtheit.

Schweiz

Das Pfingstfest ist in der Schweiz eng mit der Kirche verbunden. Dies zeigt sich insbesondere an den verschiedenen kirchlichen Pfingstbräuchen, von denen viele die Ausgießung des Heiligen Geistes symbolisieren – ob in Form von Rosenblättern, die aus dem Kirchengewölbe herabgestreut werden oder herabgegossenem Wasser. Daneben spielt auch die Taube eine wichtige Rolle. So ist es nicht unüblich, dass hölzerne Tauben während der Pfingstmesse herabgelassen werden und an einer Schnur über den Köpfen der Kirchenbesucher kreisen. Insgesamt blieben jedoch nur wenige Bräuche bis heute erhalten.

Zum Abschluss gibt es von uns noch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) zum Pfingstfest und für alle die gerne backen, ein leckeres Pfingstbrezelrezept.

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

In diesem Sinne wünschen wir euch ein schönes Pfingstfest.

Hier geht es zum Rezept: https://www.chefkoch.de/rezepte/477201141678847/Brezen.html

Michelle Drescher (md)

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