Wissenschaft ist stark darin, sich selbst zu organisieren, schwächelt aber, wenn es darum geht, sich Politik und Öffentlichkeit zu erklären. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ widmete dem Thema im Februar mehrere umfangreiche Artikel. Da diese sich hinter der Bezahlschranke verbergen, haben wir die wichtigsten Thesen daraus extrahiert; sie gehören zu unserer Beratungsarbeit.
- Gute Kommunikation muss belohnt werden: Es sollten Forscher gefördert werden, die ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit besonders leicht und verständlich darstellen können. Aktuelles Beispiel: Mai Thi Ngyuen-Kim, sie bekam erst den deutschen Fernsehpreis und dann das Angebot vom ZDF, in mehreren Sendungen mitzuarbeiten.
- Kommunikation sollte Aufgabe der Führungsebene sein, deswegen gehört ein Kommunikationsexperte in die Führungsebene. Aktuelles Beispiel: Die Kommunikationsexpertin Julia Wandt, keine Professorin, kein Doktortitel, ist im Rektorat der Uni Freiburg.
- Keine Übertreibungen und Wichtigtuereien der wissenschaftlichen Institutionen. Aktuelles Beispiel: Hamburger Physiker Roland Wiesendanger, der sich mit der These wichtig machte, das Coronavirus sei in einem Labor gezüchtet worden.
- Wissen muss über Disziplingrenzen hinweg gebündelt und sortiert werden und die Wissenschaft sollte Handlungsoptionen aufzeigen. Beispiel: Der Weltklimarat IPCC ist anerkanntes, internationales Sprachrohr für die Klimaforschung:
- Es braucht ein unabhängiges Institut der Wissenschaften mit den führenden Köpfen der Wissenschaft als Sprachrohr und Instanz zur politischen Beratung. Beispiel: Academie Française, Leopoldina.
- Politiker sollten Fußnoten verwenden, um den eigenen Erkenntnisprozess offenzulegen. Ein Beispiel gibt es nicht, aber die Idee, dass jedem Kabinett ein Chief Scientific Officer angehört, der zwischen politischen Entscheidungsträgern, wissenschaftlichen Institutionen und den Bürgern vermittelt.
- Es werden mehr Vertreter der Wissenschaft im Journalismus gebraucht. Vorschlag: Wissenschaftsjournalismus sollte in der Ausbildung der Journalisten einen höheren Stellenwert bekommen und in den Rundfunkräten sollten auch Wissenschaftler sitzen.
- Algorithmen in den sozialen Medien sollten dafür sorgen, dass Desinformationen vermieden werden.
- Die wissenschaftliche Allgemeinbildung der Öffentlichkeit sollte verbessert werden. An den Schulen sollte nicht nur Fachwissen gelehrt werden, sondern auch wie es entsteht.
Hier geht es zum vollständigen Artikel der Zeit
Kuratiert von Anna Spielvogel und Thorsten Windus-Dörr