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Der Reiz am Youtube-Gequatsche!

Wieso haben Youtuber so viel Erfolg? Als Angehörige der Generation Z werde ich oft gefragt: „Warum guckt man eigentlich Youtube-Videos?“. Oder wie mein Vater es ausdrücken würde: „Warum hörst du dir denn immer dieses Gequatsche an?“. Für mich sind Vlogs* oder Challenges** mehr als nur ein Zeitvertreib – sie sind Mutmacher, Seelsorger und unterhaltsam wie ein gutes Buch.

Meine 5 Gründe, warum ich Youtuber anschaue:
1.    Sympathie entscheidet
Wenn ich Youtube-Videos gucke, kommt es auf die Menschen an, die sie produzieren: Und das hat ganz viel mit Sympathie zu tun. Warum schaust du dir eine volloperierte, künstliche Transgender-Frau an? Willst du so sein wie sie? Nein, sie ist einfach unfassbar sympathisch! Es ist also eine sehr individuelle Entscheidung, welche Youtuber man sich anschauen mag und welche einem furchtbar auf die Nerven gehen. Viele verstehen nicht, warum man den und den Youtuber denn jetzt bevorzugt und am liebsten stundenlang beim Geschichten erzählen verfolgt, dabei ist es eine einfache Begründung: Sympathie.
Youtuber sind dadurch keinesfalls ein Ersatz für die richtigen sozialen Kontakte, Freunde und Familie. Aber man kann schon sagen, dass man zu Youtubern mit der Zeit eine Art Verbindung herstellt. Wenn mein Handy mir die Nachricht schickt: „Gigi Gorgeous hat ein neues Video hochgeladen“ ist es, als würde ich nach langer Zeit mal wieder etwas von einer guten Freundin hören. Ach wie schön, da setz ich mich doch zuhause mit einem heißen Kakao vor den Kamin und höre mir an, was sie in der letzten Woche so erlebt hat. Klingt komisch? Vielleicht helfen die nächsten Gründe zum Verständnis.

Einfach zurückziehen und abschalten. Schaue ich Youtube-Videos, kann ich mich auf mein Gegenüber einlassen, mitfühlen und mitfiebern, bleibe aber selbst anonym.
Einfach zurückziehen und abschalten. Schaue ich Youtube-Videos, kann ich mich auf mein Gegenüber einlassen, mitfühlen und mitfiebern, bleibe aber selbst anonym.

2.    Angenehme Anonymität
Es ist natürlich viel schöner, face to face mit jemandem zu reden und sich auszutauschen. Bei Youtube-Videos ist das anders: Ich sehe zwar mein Gegenüber, mein Gegenüber sieht mich aber nicht. Und das ist ein weiterer Grund, der das Video-Schauen so angenehm macht. Man bleibt anonym. Man kann sich freuen, lachen, weinen, sich aufregen, sich lustig machen, ohne jemanden zu verletzten oder aus dem Konzept zu bringen.
Man muss sich nicht groß bewegen, um das „Gespräch“ mit einem Youtuber zu suchen. Man braucht sich nicht anziehen, hübsch machen oder vorbereiten. Einfach im Schlafanzug im Bett liegen, das Video anklicken und gute Laune haben. Manchmal brauche ich diese Art von anspruchsloser Unterhaltung. Anspruchslos in dem Sinne, dass mein Gegenüber (der Youtuber/die Youtuberin) keine Ansprüche an mich hat. Ich muss nicht antworten, mich nicht rechtfertigen. Ich kann einfach zuhören und mich mit dem Sprecher / der Sprecherin identifizieren. Was mich zu meinem nächsten Grund bringt.

Mit den Erfahrungen und Geschichten von Youtubern kann ich mich oft stark identifizieren und dadurch ihre Emotionen und Gefühle nachempfinden. Es entwickelt sich mit der Zeit eine große Empathie für mein "Gegenüber".
Mit den Erfahrungen und Geschichten von Youtubern kann ich mich oft identifizieren und dadurch ihre Emotionen und Gefühle nachempfinden. Es entwickelt sich mit der Zeit eine große Empathie für mein „Gegenüber“.

3.    Ich kann mich mit ihnen identifizieren
Erzählt Gigi von ihrer Erfahrung mit Fitness, Selbstbräuner und Ganzkörper-Waxing, kann ich mich nicht wirklich mit ihr identifizieren. Muss ich ja auch gar nicht. Aber wenn sie erzählt, wie sie durch andere Menschen gelernt hat, positiv zu denken, sich selbst immer wieder Mut zu machen und Trennungsschmerz zu überwinden, fühle ich mich inspiriert. Denn jeder Youtuber ist im Grunde ja nur eines: ein Mensch. Und ein Mensch hat Gefühle, Emotionen, kann sich auch mal hilflos und verzweifelt fühlen. Hier nutzen viele dann die Plattform Youtube, um sich auszudrücken, sich Frust von der Seele zu reden und ihre Zuschauer aufzubauen. Oft bringen mich die Videos und die darin enthaltenen Botschaften wirklich zum Nachdenken.
Wie gesagt, meine Freunde sagen mir auch ständig, ich soll alles nicht so negativ sehen, doch haben sie nicht immer die Zeit, mir ganze Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen und daraus die Message abzuleiten, die Welt nicht von Anfang an schwarz zu malen. Ein Youtuber kann das. Es gibt auch Youtuber, die alle ihre Videos nur drehen, um durch reißerische Titel (MY FIRST TIME!) besonders viele Klicks zu bekommen (damit machen sie ja Geld), aber manche filmen sich auch aus dem Hauptgrund, anderen zu helfen.
Natürlich weiß ich nicht zu hundert Prozent, ob jemand nur gute Absichten hat, aber es reicht mir, wenn ich das glaube. Gigi gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein mit meinen Problemen und sie macht mir einfach gute Laune. Ihr zuzuhören, macht Spaß und heitert mich eigentlich immer auf. So verrückt es klingt, aber mit der Zeit baut man eine Art Beziehung zu Youtubern auf. Ich freue mich, von ihnen zu hören, vermisse sie, wenn sie lange Zeit nichts posten, fühle mit ihnen, wenn sie leiden und bin froh, wenn es ihnen gut geht.

4.    Kaum zu glauben: Authentizität
Ich bevorzuge Amerikanische Youtuber. Der Grund ist schlicht und ergreifend Sympathie. Ich kann schon verstehen, warum junge Mädchen Dagi und Bibi anhimmeln. Sie sind wie große Schwestern für sie: allwissend, wunderschön und haben nur das Beste im Sinn. Mir persönlich sind die beiden deutschen Youtube-Stars eher unsympathisch. In den ersten fünf Sekunden werden vier Marken, zwei Drogerie-Artikel und eine App beworben, da kann man seine kaufsüchtigen Finger ja kaum im Zaun halten. Zugegeben, mittlerweile betreibt fast jeder Youtuber Schleichwerbung, oder „Promo“, wie die Amis sagen, damit verdienen sie nun mal ihr Geld.
Es kommt einfach auf die Art an, wie man sich präsentiert, das macht diese Schleichwerbung dann akzeptabel oder störend. Wenn Youtuber aufgesetzt lachen und zwanghaft versuchen, lustig zu sein, dann macht sie das in meinen Augen unsympathisch. Gute Youtuber haben Charakter. Sie erzählen Geschichten mit Leidenschaft und ehrlichen Gefühlen, das macht es aufregend und spannend, ihnen zuzuhören. Gute Youtuber sind glaubwürdig. Man sieht ihnen an, dass sie sich selbst nicht so ernst nehmen und sich nicht auf ein höheres Podest stellen, weil sie „Internetpersönlichkeiten“ sind. Sie sind auf dem Boden geblieben und zeigen Emotionen und zwar nicht, um Klicks zu bekommen, sondern weil es ihnen gut tut, mit der Kamera zu sprechen und sich ihren Zuschauern anzuvertrauen.

Nach einem langen und anstrengenden Tag sind die Geschichten von Youtubern eine willkommene Abwechslung für mich. Ihre positiven Botschaften bauen mich immer wieder auf.
Nach einem langen und anstrengenden Tag sind die Geschichten von Youtubern eine willkommene Abwechslung für mich. Ihre positiven Botschaften bauen mich immer wieder auf.

5.    Positive Messages tun mir gut
Wie schon gesagt, ist Youtube für mich eine Art, abzuschalten. Es gibt mir die Möglichkeit, meine Alltagssorgen zu vergessen und den Fokus mal kurz von mir selbst zu richten. Ich mag es generell, Anderen zuzuhören. Vor allem, wenn sie begeisterungsfähig sind und leidenschaftlich über etwas reden können. Das ist auch ein Grund, warum Youtube-Videos mir so gute Laune machen. Es werden zwar auch oft traurige Geschichten erzählt, doch Youtube ist irgendwie eine „heile Welt“. Die Botschaften von Gigi’s Videos sind eigentlich immer positiv. Egal, wie schlecht es ihr gerade geht, sie versucht immer, an schweren Zeiten zu wachsen und uns, ihren Zuschauern, etwas Positives mit auf den Weg zu geben. Ich schaue nie ein Video von ihr, ohne mich danach besser zu fühlen. Auch wenn es mich nur unterhalten und zum Schmunzeln gebracht hat.
Um sich ein eigenes Bild zu machen, schauen Sie sich Gigi doch einfach mal an!

Youtuber inszenieren sich und machen sich extravaganter als sie vielleicht sind. Erzählen sie Geschichten, sind sie wahrscheinlich meist ausgeschmückt und dramatisiert. Doch brauchen wir das nicht alle ab und zu? Eine kleine Portion Drama, eine fesselnde Geschichte? Mir versüßen Gigi‘s Geschichten den Alltag, bringen mich zum Lachen, zum Nachdenken und oft bauen sie mich auf. Ich sehe keinen Grund aufzuhören, mir ihre Videos anzuschauen. Papa muss das Gequatsche wohl bis ich dieses Jahr ausziehe noch weiter ertragen.

* Wenn Youtuber filmen, was sie über den Tag so erleben.
** Wenn einzelne Youtuber oder auch Gruppen von Youtubern gemeinsame Aufgaben lösen oder Fragen beantworten, sich zum Beispiel gegenseitig malen oder durch ein Quiz herausfinden, wer den Anderen besser kennt.

Hella de Haas

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