#Archiv: Wie wichtig ist die Pressemitteilung heute noch?

(Erstveröffentlichung: 28. Juli 2015, Überarbeitung: 27. September 2022 und 7. April 2024)

Der State of the Media Report 2022 hat 606 Journalisten zu ihrer Zusammenarbeit mit PR-Leuten befragt. Das Ergebnis: Nur 37,6 Prozent der Befragten sagen, PR-Profis wissen, was Journalisten möchten, 42,3 Prozent äußerten sich unentschieden – etwas mehr als im Vorjahr. Die Pressemeldung bleibt außerdem das wichtigste Tool der PR-Arbeit, bei der auch Bilder keinesfalls fehlen sollten. Journalisten äußerten ebenso den Wunsch, nicht zugespammt zu werden sowie vom Nachhaken der PR-Leute abzusehen. Luft nach oben besteht also weiterhin. Mein Ex-Kollege Jens Voshage hat sich vor einigen Jahren ausführlich Gedanken zur Pressemeldung gemacht. Was er damals schrieb gilt fast alles heute noch.

Thorsten Windus-Dörr

Sehr? Nein – Gar nicht? Ebenfalls Nein!

So einfach die Frage auch ist – eine gute Antwort muss die eigene Strategie bei der Pressearbeit und die jeweilige Presselandschaft berücksichtigen. So bedeutete bei Kunden, die wir unterstützen, „strategische Pressearbeit“ meist ein Dreiklang:

  1. Beziehungsaufbau zu den relevanten Journalisten und Bloggern
  2. Beziehungspflege mit den relevanten Journalisten und Bloggern
  3. Themen-Impulse an die Medien geben

Die dritte Aufgabe erfolgt einerseits im persönlichen Gespräch und andererseits durch Pressemitteilungen. Da wir meist mit sehr individuell zugeschnittenen, qualifizierten Presseverteilern arbeiten, dringen wir mit den Pressemitteilungen in der Regel bis zum Redakteur oder Blogger durch. Besonders bei der Fachpressearbeit in technischen Branchen oder rund um die Energieversorgung ist die Pressemitteilung daher das wichtigste Werkzeug. Und auch in der Zusammenarbeit mit lokalen Medien geht es bei unseren Kunden ohne Pressemitteilung nicht. Auch wenn bei den Redakteuren im Lokalen Twitter oder Whatsapp durchaus übliche Kontaktkanäle sind – die Pressemitteilung per E-Mail oder als Ausdruck beim Pressegespräch ersetzen diese nicht.

Pressemitteilung  Eins A DSCN8148bNatürlich ändern sich Gewohnheiten. Als ich mit der Pressearbeit begann, schickte ich Pressemitteilungen noch per Post an die Redaktionen. Später kam dann das Fax. Und seit einigen Jahren eben die E-Mail. Und manche Redakteure freuen sich heute, wenn sie den Link zur Pressemitteilung per X (Ex-Twitter) oder einem anderen Kurznachrichtendienst bekommen; auch LinkedIn gewinnt hier immer mehr an Bedeutung. Dass Redakteure Pressemitteilungen aktiv aus Pressearchiven oder Newsrooms heraussuchen, ist aus unserer Erfahrung eine absolute Seltenheit. Diese Online-Angebote mögen bei der Recherche helfen – aber werden kaum tagesaktuell berücksichtigt.

Zielgruppe im Blick

Können andere Kommunikations-Instrumente die Pressemitteilung ersetzen? Ich kann es mir nicht vorstellen. Denn es widerspricht dem, was unter den Kommunikations-Experten das Grundgesetz ist: Der Weg zum Gesprächspartner geht nur über dialoggruppengerechte Inhalte und Darstellungen. In den Redaktionen gilt weiterhin „Das Wichtigste nach vorne“ – diese Regel berücksichtigen gute Pressemitteilungen und machen den Journalisten daher das Arbeiten leichter.

Das Instagram-Foto mag einen Journalisten auf ein Thema aufmerksam machen – es reicht aber nicht für eine Meldung. Das emotionale Blog-Post mag ihn ansprechen – für seinen Artikel fehlen ihm aber Fakten und er muss sich die für ihn relevanten Inhalte zusammensuchen. Und das Youtube-Video mag eine große Reichweite haben – dem Journalisten macht es im hektischen Tagesgeschäft jedoch viel Mühe, die Fakten daraus zu separieren. Mit den für viele noch neuen Kommunikationskanälen kann man Journalisten gut ansprechen – als Grundlage ist die Pressemitteilung jedoch für die meisten Aufgaben unverzichtbar.

Zusatznutzen: Fokussieren

Doch auch intern hat die Pressemitteilung eine wichtige Funktion: Sie zwingt alle Beteiligten, sich Gedanken zu machen, worum es überhaupt geht. Was sind die wesentlichen Botschaften zu einem Thema? Wie lässt sich der Standpunkt des Unternehmens mit einem Satz darstellen? Was ist eigentlich der Aufhänger? Häufig werden diese Fragen erst bei der Abstimmung der Pressemitteilung geklärt – für die Pressearbeit aber besonders unter den beteiligten Personen und Abteilungen. Das mag unprofessionell erscheinen – aber Hand aufs Herz: Ist das nicht Alltag im Tagesgeschäft?

 tl;dr:
Die Gesprächs- und Distributionskanäle in der Pressearbeit ändern sich. Die Pressemitteilung ist jedoch weiterhin die wichtigste Grundlage für die Informationsbereitstellung. Auch weil sie zielgruppengerecht ist.

Jens Voshage

Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie: https://www.kom.de/was-journalisten-von-pr-erwarten/

 

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