Viele können hierzulande mittlerweile etwas mit dem Begriff Thanksgiving anfangen, obwohl es sich eigentlich um einen amerikanischen Feiertag handelt. Gleich kommen Bilder von großen Truthähnen auf großen Tischen hoch – aber was ist Thanksgiving eigentlich wirklich? Und welche Geschichte steckt dahinter?
Thanksgiving ist das amerikanische Erntedankfest, das jährlich am vierten Donnerstag im November gefeiert wird. 2024 fällt es somit auf den 28. November. Das Fest ist einer der größten und wichtigsten Feiertage in den USA – für manche sogar wichtiger als Weihnachten. Viele nehmen sich daher auch den darauffolgenden Tag frei und legen für das lange Wochenende oft weite Strecken zurück, um Familie oder Freunde aus anderen Teilen der USA zu besuchen. Die Flughäfen und Straßen im Land sind daher an dem Wochenende weitaus belebter als zu allen anderen Tagen im Jahr. Im Mittelpunkt des Erntedankfestes steht (nicht überraschend) das Essen, meist bestehend aus einem großen, gefüllten Truthahn – mittlerweile das Emblem von Thanksgiving.
Auf den Spuren der Pilgerväter
Aber warum ist Thanksgiving so wichtig? Das Fest geht wohl zurück bis auf das Jahr 1621. Ein Jahr zuvor waren die europäischen Einwanderer auf dem kleinen Schiff „Mayflower“ bei Plymouth Rock in Massachusetts, einem heutigen US-Bundesstaat, gelandet. Der Winter war jedoch so kalt und hart, dass fast die Hälfte der Menschen auf dem Schiff an der Kälte, Skorbut und anderen Krankheiten starben.
Daraufhin baten die überlebenden Pilger im folgenden Frühjahr den einheimischen Stamm der Wampanoag um Hilfe. Die Wampanoag zeigten den Einwanderern, wie man jagte, fischte, giftige Pflanzen erkannte und Lebensmittel anbaute, um in der Region zu überleben. 1621 konnten die europäischen Pilger ihre ersten Maisfelder ernten und feierten gemeinsam mit den Wampanoag ein großes Fest, um sich bei ihnen für ihre lebensrettende Hilfe zu bedanken – das erste Erntedankfest.
Thanksgiving heute
Der heutige Termin, der vierte Donnerstag im November, wurde erst im Jahr 1941 festgelegt. Zuvor gab es unterschiedliche Tage, die als Thanksgiving gefeiert wurden und zum Teil von Bundesstaat zu Bundesstaat variierten.
Mittlerweile haben sich einige Bräuche und Traditionen etabliert: Einige Tage vorher hält der Präsident der Vereinigten Staaten eine Proklamation, in der wichtige kommende oder vergangene Ereignisse angesprochen werden. In den Familien wird an Thanksgiving traditionell ein gebratener und gefüllter Truthahn serviert mit Beilagen wie Cranberry-Sauce, Süßkartoffeln, Apfel- und Kürbiskuchen.
Auch am Feiertag selbst tritt das Weiße Haus zur „National Thanksgiving Turkey Presentation“ in Erscheinung: Seit 1989 überreichen die Industrieverbände dem Präsidenten einen Truthahn, den der Präsident öffentlich wirksam begnadigt – er wird nicht geschlachtet.
Black Friday
Ein Tag, mit dem auch wir in Deutschland mittlerweile viel anfangen können, ist der Black Friday – der Freitag direkt nach Thanksgiving. In den USA ist er traditionell der umsatzstärkste Tag im Jahr, da sich die meisten Menschen freigenommen haben und die Weihnachtskäufe tätigen. Der Handel lockt an diesem Freitag mit hohen Sonderangeboten und Rabattaktionen.
Und auch bei uns hat sich der Black Friday seit einigen Jahren etabliert – die deutschen Unternehmen haben anscheinend Blut geleckt. Allerdings wird hierzulande das Fest der Rabatte nicht wirklich mit dem eigentlichen Feiertag, dem amerikanischen Erntedankfest, verbunden. Und auch Gegenbewegungen gibt es bereits: Im Sinne der Nachhaltigkeit wird der Tag stark kritisiert und die Menschen werden, anstatt jedes Jahr immer Neues zu ergattern, zum Nichts-kaufen angeregt.
In eigener Sache
In unserer Familie feiern wir Thanksgiving bei unserer ältesten Tochter in der Wedemark seit unser amerikanischer Schwiegersohn Jeromy in Deutschland ist, ganz traditionell: Truthan in Orange mit Kartoffelgratin.
Thorsten Windus-Dörr